Vor ein paar Tagen habe ich in Kopie einen Auszug aus einem Sitzungsprotokoll unseres Stadtrates erhalten.
Im Schreiben vom 05.04.2018 steht dazu:
"Über die Herausgabe weiterer Kopien werden wir künftig - wie auch hier - im Einzelfall entscheiden."
Jetzt bin ich ins Nachdenken gekommen.
In unseren Nachbargemeinden gehen Sie ins Internet, lesen das Protokoll, drucken es aus - fertig. Kein Beamter bekommt das mit, geschweige denn dass jemand dies prüfen und genehmigen muss.
Tolle Transparenz für den Bürger, toller Service, einziger Nachteil: Die Verwaltung hat keine Arbeit.
In Miltenberg läuft es besser für die Verwaltung, aber nicht für den Bürger. Sie müssen erst mal aufs Rathaus gehen, dort sind dann Mitarbeiter damit beschäftigt, Ihnen das begehrte Protokoll vorzulegen.
Dann stellen Sie einen Antrag, am besten schriftlich, mündlich funktioniert es nach meiner persönlichen Erfahrung nicht. Dann prüft ein Beamter, ob Sie denn eine Kopie erhalten.
Wenn nein, bekommen Sie einen Bescheid mit Begründung und Rechtsbehelfsbelehrung.
Wenn ja, wird ein Brief geschrieben, und Sie erhalten als Anlage die begehrte Kopie.
Das sieht für mich wie ABM für Verwaltungsmitarbeiter aus. Nur im Bereich 1 EURO Jobs gibt - gab? - es aus meiner Sicht noch sinnlosere Tätigkeiten.
Wir reden über öffentlich zugängliche Dokumente, nichts vertrauliches oder geheimes. Sie dürfen vor Ort auch alles abschreiben.
Aber ohne Prüfung und Genehmigung eines hochdotieren Beamten, gibt es keine Kopie. Aus meiner Sicht unfassbare Behördenwillkür und vor allem Verschwendung unserer Steuergelder.
Hier schlummern enorme Effizienzreserven in unserer Stadtverwaltung. Würde man die heben, bräuchte die Verwaltung vielleicht auch nicht mehr 30 Tage um festzustellen, dass es ein Dokument gar nicht gibt.