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Miltenberg Bebauung alter Bahnhof mit ein paar kosmetischen Änderungen durchgewunken

Welch wundersame Wandlung bei der Acitv Group.

 

Nachdem unser Stadtrat bisher eine Kröte nach der anderen geschluckt hatte, gab es gestern ein paar Leckerli. Und die Räte haben auch gleich zugeschnappt.

 

Die Planungen wurden geändert. Was Ende Januar noch unmöglich war, sieht plötzlich ganz anders aus.

 

Mehr Grün, mehr Wohnungen, Bäume werden erhalten. Da hat sich jemand plötzlich sehr angestrengt, damit die Felle nicht davonschwimmen.

 

Bis Ende Januar wurde das Gesamtprojekt und besonders der Gewerbeanteil ausschließlich auf Rendite optimiert.

  • Alles was stört muss weg
  • So wenig Grün wie möglich, kostet nur Geld
  • Einfachste Kisten mit maximaler Rendite
  • Alles was die Kosten treibt, und die Rendite schmälert, geht einfach nicht

Quasi über Nacht ist alles anders. Wurden hier plötzlich Vorschriften geändert? Ist Bauen plötzlich einfacher geworden? Oder kann es sein, dass Öffentlichkeit und Bürgerproteste doch eine klitzekleine Wirkung entfaltet haben?

 

Januar  -  alle Bäume kommen weg

Heute   -  alle 22 Bäume werden erhalten

 

Die Argumente Sichtfeld Einfahrt, Vorschriften Straßenbauamt, alle hinfällig. Gab es da etwa Gesetzesänderungen?

 

Januar  -  9.570 qm versiegelte Fläche

Heute   -  8.800 qm versiegelte Fläche

 

Auf den nun vorgelegten Plänen konnte man tatsächlich sowas wie Grün erkennen. Im Januar hatte man noch großzügig über Rasengittersteine gesprochen.

 

Januar - 3.290 qm Grünbereiche

Heute  - 5.090 qm Grünbereiche

 

Warum geht denn das nun plötzlich? Warum wollte man vorher alles zubetonieren und zupflastern? Rendite?

 

Januar -        0 qm Dachbegrünung

Heute  - 2.300 qm Dachbegrünung

 

Offensichtlich ist dem Entwickler klargeworden, oder klar gemacht worden, dass er mit der absoluten Billiglösung nun doch nicht durchkommt, und ein paar Euro mehr investieren muss.

 

Januar -    63 Wohnungen

Heute  -    79 Wohnungen

 

Die zusätzlichen Wohnungen entstehen über den Geschäften? Im Januar wurde noch verkündet, Wohnungen über Geschäften geht überhaut nicht, da bekommen wir keine Mieter für das Gewerbe

 

Januar  -    4 mtr. Uferstreifen

Heute   -  10 mtr. Uferstreifen

 

Eine schöne Uferpromenade kostet unnötig Geld. Da hätten doch 4 mtr. locker gereicht.

 

Wenn Bürger mit ihrem Engagement innerhalb weniger Wochen eine derartige Veränderung bewirken können, mag man gar nicht darüber nachdenken, welche tolle Entwicklung in Miltenberg möglich wäre, wenn man die Bürger besser einbeziehen würde.

 

Mit den Bürgern reden will man aber nicht. Die Petition der Grünen für eine öffentliche Präsentation vor den Bürgern war kein Thema. Diese musste verschämt unter Ausschluss der Öffentlichkeit übergeben werden. Die Stadträte scheint sowas überhaupt nicht zu jucken. Kein einziger hat auf das Anschreiben der Grünen auch nur reagiert. Der Bürgermeister kann also weiterhin mit Bürgern umspringen wie er will. Unser Stadtrat hält ihm dabei den Rücken frei.

 

Dabei wäre gestern alles so einfach gewesen. Ulrich Frey hat beantragt, den Beschluss auf die nächste Sitzung zu vertagen. Die wäre schon in zwei Wochen. In dieser Zeit hätte man auch die von den Grünen geforderte Information durchführen und alle Kritiker einbinden/einfangen können. Aber nein. In guter alter Miltenberger Tradition hat der Stadtrat mit 12 zu 7 entschieden, wir ziehen das jetzt so durch.

 

Die 7 Gegenstimmen sind allerdings ärgerlich, normal wird sowas bei uns einstimmig durchgewunken. Insoweit gibt es Hoffnung. Nun sind die Bürger am Zug. Lassen sich über 900 Bürger diese Mißachtung durch den Stadtrat gefallen?

 

Auf freundliche Anfragen reagiert dieser jedenfalls nicht. Das wurde gestern sehr deutlich. Nun stellt sich die Frage, wird es ein Bürgerbegehren geben?

 

Denn über den zentralen Punkt der Kritiker, den Einzelhandelsbesatz wurde nicht mal gesprochen. Das Ganze wurde aufgehübscht, die Rendite für den Investor etwas geschmälert. Gebaut werden soll aber weiterhin für Einzelhandelskonzepte, die möglicherweise nicht zukunftsfähig sind.

 

Insoweit wurde den Stadträten Sand in die Augen gestreut, die wichtigste Diskussion wurde nicht geführt.

 

Wie die SPD mit ihrem Antrag eingeseift und abserviert wurde und über den Umgang der Räte miteindander werde ich noch seperat berichten. Auch das alles sehr lehrreich, bzw. eigentlich unfassbar.