Eine Auswertung von Zahlen aus der Statistik Kommunal 2018 für die Stadt Miltenberg:
Gottgegeben oder verfehlte Politik? Die Bevölkerung schrumpft und altert schneller als in
vergleichbaren Kommunen im Kreis. Die Finanzen ergeben auch kein schönes Bild.
Einwohnerentwicklung in Miltenberg - Könnte besser sein?
In den 10 Jahren von 2008 bis 2017 ist die Einwohnerzahl von 9.415 auf 9.324 gefallen. Ein Minus von 91 Bürgern.
Gleichzeitig ist das Durchschnittsalter von 44,1 auf 45,9 Jahre gestiegen.
Der Altenquotient ist von 37,8 auf 42,3 gestiegen. Das bedeutet, es sind 42,3 Ältere auf 100 Personen der mittleren Altersgruppe vorhanden.
Im Kreis liegt dieser Wert bei 34,9 und ist in den letzten 10 Jahren nur leicht gestiegen.
Die Demografische Entwicklung in Miltenberg ist überraschend. Größere Kommunen schneiden in der Regel besser ab als kleine. Miltenberg hat sich aber schlechter entwickelt als umliegende kleinere Gemeinden.
Die Überalterung der Stadt schreitet voran. Junge Familien zieht es wo anders hin? Möglicherweise sind diese dazu gezwungen, denn Baugebiete wurden seit Jahren nicht erschlossen. Die Entwicklung ist aus meiner Sicht nur teilweise der Demografie geschuldet. Ein Teil resultiert sicher auch aus der Untätigkeit der Stadt selbst.
Finanzen der Stadt Miltenberg - Einfach nur furchtbar?
Die Stadt ist nicht größer geworden, die Ausgaben steigen trotzdem. Vergleich der Ausgaben 2013 zu 2017
Personalausgaben von 4,6 Mio auf 5,8 Mio gestiegen + 1,2 Mio = +26% in vier Jahren
lauf. Sachaufwand von 3,4 Mio auf 4,4 Mio gestiegen + 1,0 Mio = +28% in vier Jahren
In Summe sind die laufenden Kosten nun um 2,2 Millionen Euro pro Jahr höher als im Jahr 2013. Den Kommunen werden laufend neue Aufgaben aufgebürdet. Ich kann nicht sagen, ob diese enormen Kostensteigerungen in der Stadt Miltenberg damit erklärbar sind. Nachdenklich macht das aber schon, wenn man mit anderen Kommunen in der Region vergleicht. Siehe Eine Million Einsparvolumen in der Stadt Miltenberg?
Die Folge der ungebremsten Ausgaben spüren Unternehmen und Bürger dann bei den Steuern. Siehe Warum kassiert Miltenberg seine Bürger derart ab?
Miltenberg hatte im Jahr 2017 Steuereinnahmen von 12,9 Mio Euro. Wenn nun die Fixkosten der Stadt für Personal und Sachkosten bei 10,2 Mio liegen wird deutich, da ist nicht mehr viel Spielraum. Denn von den Einnahmen ist noch ein erheblicher Teil an den Kreis abzuführen.
Anders ausgedrückt, die Luft ist dünn, es ist wenig da um zu investieren. Im Jahr 2018 war nicht mal genug Überschuss geplant, um den Schuldendienst in Höhe von 100.000 EUR zu bedienen. Wenn Sie als Unternehmer oder Privatmann nicht genug einnehmen, um Zins und Tilgung ihrer Kredite zu bedienen, folgt die Pleite.
Auch wenn es 2018 etwas besser gelaufen ist als geplant, ein Armutszeugnis. Wir leben bei den Einnahmen in goldenen Zeiten. Wenn da gerade mal sagenhaften 1.000 EUR übrig bleiben, um Schulden zu bedienen und zu investieren frage ich mich, wer plant so was und wie kann ein verantwortlicher Stadtrat da zusehen und das abnicken?
Wie wird es weitergehen? Es wird spannend für die Nachfolger!
Das Millionengrab namens Museumsdepot, siehe Stadt gibt 9,5 Mio für Lagerflächen aus, hat die Finanzen der Stadt für viele Jahre zerstört. Über 5 Mio Eigenmittel sind in einen Prunkbau geflossen, der keinen einzigen Einwohner bringt, und keinen Cent Einnahmen generiert. Im Gegenteil. Es ist für die Zukunft mit jährlichen Betriebskosten von mehreren Hundertausend Euro zu rechnen.
Der Spielraum zwischen Einnahmen und Ausgaben wird also nochmals geschmälert. Ob die Verantwortlichen die Dimenson der auf uns zukommenden Misere schon realisiert haben, wage ich angesichts weiterer Vorgänge bei den Finanzen zu bezweifeln.
Die Regierung von Unterfranken muss die Stadt zu der Erkenntnis zwingen, dass eine Schulsanierung für 19 Mio überdimensioniert ist. Ich frage mich, wer für die Ausschreibung des Architektenwettbewerbs zuständig war. Hier wurden neben viel Zeit mal so eben 125.000 EUR Preisgelder in den Sand gesetzt. Für Konzepte, die überdimensioniert sind? Hat da keiner mal vorher nachgedacht, was notwendig und vor allem bezahlbar ist? Das hätte man doch irgendwie in die Ausschreibung reinschreiben können?
Da fallen 600.000 EUR für eine Burgbeleuchtung gar nicht mehr ins Gewicht. Siehe 600.000 EUR für die Beleuchtung der Burg. Sieht sicher schön aus, aber unabhängig davon dass wir dieses Geld nicht haben, wie viel Einnahmen würde dies der Stadt bringen?
Am 27.06.2018 wurde der Haushalt mit mittelfristiger Finanzplanung verabschiedet. Siehe Schuldenorgie als gäbe es kein Morgen. Nur vier Monate später gönnt man sich dann nachträglich noch eine kleine Schwimmbadsanierung für 1,8 Mio. Allerdings haben die Räte zumindest erkannt, dass der Eigenanteil von einer Million nicht da ist. Machen wir halt noch ein paar Schulden mehr, nach uns die Sintflut.
Dieser Vorgang ist aus meiner Sicht symptomatisch. Wie kann denn über Nacht ein Projekt von 1,8 Mio notwendig und sinnvoll sein, das vier Monate vorher noch gar nicht auf der Agenda stand? Jeder Geschäftsführer der mit so einer Planung bei seinen Aktionären auftaucht, wäre am nächsten Tag wohl ohne Job.
Was planen und wirtschaften angeht, besteht aus meiner Sicht erheblicher Handlungsbedarf. Gerade auch, weil jedweder Handlungsspielraum auf Jahre hinaus zerstört wurde. Was hier in den letzten Jahre angerichtet und versäumt wurde, müssen die Nachfolger ab Mitte nächsten Jahres aufräumen. Ich bin mal gespannt wie.
Auszüge aus der Kommunalstatistik 2018 Stadt Miltenberg
Den kompletten Bericht können Sie hier abrufen. Viele Kommunen präsentieren diesen auf ihrer eigenen Internetseite. Auf der Seite der Stadt Miltenberg findet man diesen nicht. Vielleicht weil wir sparen müssen, vielleicht aber auch, weil diese "Leistungsbilanz" nicht vorzeigbar ist.
Die Zahlen veröffentlicht der Kreis - Ohne weitere Erläuterungen
In der Planung der Stadt für das Jahr 2018 wird das Fiasko deutlich sichtbar.
Für den Schuldendienst werden 100.000 EUR gebraucht, es sind aber nur 1.000 EUR übrig.
Es fehlen 99.000 EUR für die Bank!
Für Investitionen ist kein Cent vorhanden. Wie kann man da einen Luxusbau wie das Museumsdepot rechtfertigen?