Knapp 5.000 Euro je qm hat die Stadt Miltenberg für ihr Depot und Jugendzentrum ausgegeben. Das errechnet sich aus 1.550 qm Depot und 460 qm Jugendzentrum.
Neubauwohnungen mit hohem Standard werden in Miltenberg aktuell mit Preisen um die 3.000 Eur je qm gebaut. Wobei noch zu hinterfragen wäre, ob die angegebenen Flächen mit Wohnfläche gleichzusetzen sind. Lagerflächen in der Industrie kosten übrigens unter 1.000 Eur je qm.
Preiswert sieht anders aus. Erklärbar wird dies aber durch einen Satz des Architekten
- "Es gibt wenige Bauherren mit einem so ausgeprägten Qualitätssinn."
- Übersetzt: Wir wollen klotzen, nicht kleckern. Das Beste ist gerade gut genug.
Mit der ersten Idee für das Projekt am Mainzer Tor wurde ein Volumen von 3,8 Mio genannt, und die bestehende Planung für ein Museumsdepot für 560.000 Eur eingestellt. Siehe hier.
- Über Nacht sind die Kosten dann explodiert, aus 3,8 Mio wurden letztendlich 9,5 Millionen.
- Der Eigenanteil der Stadt ist von einer Million auf über fünf Millionen gestiegen.
Wie konnte es dazu kommen? Nachdem die Stadt wie immer keine Informtionen für Bürger bereitstellt, habe ich die Berichterstattung unserer Tageszeitung ausgewertet.
Jeder Bürger mag sich selbst ein Bild machen. Alle Berichte dazu hat der Bote übersichtlich in einem Dossier zusammengestellt. Einfach den Suchbegriff Museumsdepot auf der Seite vom Bote eingeben.
Die Entwicklung des Projekts im Zeitablauf
Artikel vom 02.04.2013 Die Stadt plant ein Museumsdepot im Industriegebiet und stellt dafür 560.000 EUR in den Haushalt ein. Nicht Teil des Dossiers beim Bote. Link
Artikel vom 14.01.2015 Erstmals wird darüber berichtet, dass die Stadt ein Depot, Archiv und Jugendzentrum an anderer Stelle errichten will
Link
- Geplante Bausumme 3,8 Mio EUR
- Das Projekt im Industriegebiet wird dadurch hinfällig
- Flächenangaben Depot+ Archiv 1.300 qm, Jugendzentrum 400 qm
- Aus den Gesamtkosten von 9,5 Mio ergeben sich heute Kosten von 5.600 EUR/qm
- Großzügige Zuschüsse wurden erwähnt, Im Gespräch waren 75% und mehr
- Nettoinvestition für die Stadt nach Zuschüssen damit etwa eine Million
Artikel vom 25.02.2015 Grundstück wurde gekauft Link
- ohne dass Planung, Gesamtkosten und Zuschüsse bekannt waren?
Artikel vom 29.10.2015 8,6 Millionen Euro für neues Entrée Link
- aus den ursprünglichen 3,8 Mio sind über Nacht 8,6 Mio geworden
Artikel vom 03.06.2016 Personalplan für neues Jugendzentrum gefordert Link
- im Februar 2019 wird dann berichtet, dass es noch kein Konzept gibt
Artikel vom 22.07.2016 Stadtentree soll auf den Prüfstand Link
- die Gesamtkosten sind nochmals von 8,6 auf 9,5 Mio gestiegen
- der Zuschuss wird nun mit 4,4 Mio beziffert
- es bleiben also 5,1 Mio Eigenanteil der Stadt
Artikel vom 28.07.2016 Regierung weist Kritik am Zuschuss für Stadtentree zurück Link
- Regierung sagt, hat von Anfang an auf die Problematik bei Zuschüssen hingewiesen
- Regierung weist auch nochmals darauf hin, dass Anfangs nur ein Projektvolumen von 3,8 Mio angemeldet war
Artikel vom 11.08.2016 Stadt verfolgt Bau des Depots weiter LInk
- Stadtrat beschließt, trotz der völlig veränderten Kostenlage, das Projekt weiterzuführen
- nach meinen Informationen war das Hauptargument, wenn wir jetzt stoppen, ist eine Million bereits weg
Artikel vom 12.05.2017 Bauherr mit ausgeprägtem Qualitätssinn Link
- der Zuschuss wird hier nur noch mit 4,3 Mio beziffert
- der Architekt wird zitiert "Es gibt wenige Bauherren mit einem so ausgeprägten Qualitätssinn."
- Als Bürger interpretiere ich da rein, das Beste war gerade gut genug, Kosten spielen keine Rolle
Artikel vom 06.02.2019 Wieso das Miltenberger Juz nicht umziehen darf Link
- Der Kommentar sagt eigentlich alles aus
- obwohl mehrfach angemahnt, siehe auch Artikel vom 03.06.2016, gibt es kein Konzept für das Jugendzentrum
Museumsdepot wichtiger als Kinder?
So titelt der Bote am 12.03.2015. Hier klicken. Auch das ein Thema zum Nachdenken, wenn Sie morgen zur Einweihung des Museumsdepot´s gehen. Wie konnte es dazu kommen, dass ein Lager Vorrang vor Kindergärten und Schulen hat? Werden hier die richtigen Prioritäten in unserer Stadt gesetzt?
Bürgerinformation der Stadt nach wie vor unterirdisch
Schon vor Wochen wurden Bürger für den morgigen Tag persönlich eingeladen. Ich hatte davon gehört und bin von einer geschlossenen Veranstaltung ausgegangen. Denn alle Bürger wurden nicht informiert. Man hat es nicht für nötig gehalten, den Termin auf der eigenen Internetseite bekanntzugeben. Das hätte nicht mal was gekostet.
Nun wird zwei Tage vorher öffentlich eingeladen. Anscheinend ist es für Stadtrat, Bürgermeister und Verwaltung nicht vorstellbar, dass Einwohner von Miltenberg am Mittwoch oder Donnerstag schon private Pläne für den Freitag gemacht haben. Anders ist diese (Nicht-)Informationspolitik kaum zu erklären.
Ich bin einer der Leidtragenden dieser unsäglichen Informationspolitik unserer Verwaltung. Der Freitag Nachmittag ist verplant, ob ich es vor 17 Uhr schaffe, ist eher unwahrscheinlich. In meinem Fall mag das die Verantwortlichen sogar freuen. Aber sicher trifft dies auch andere Bürger.
Es wäre wünschenswert, dass hier mal Veränderungen im Denken und Handeln stattfinden.