Informatonsveranstaltung zum Projekt alter Bahnhof in Miltenberg zeigt:
Interesse am Dialog mit dem Bürger nach wie vor gering.
Die Stadt hat die Einladung zur Versammlung gut auf ihrer Internetseite versteckt. Die örtliche Presse hatte am Montag früh um 9:00 Uhr noch keine Information der Stadt vorliegen.
Zum Vergleich: Zur Selbstbeweihräucherung am Museumsdepot wurde auf zwei Seiten im Bote eingeladen.
Wenn kritische Themen zu diskutieren sind, versteckt man sich lieber im Keller? Der Saal war trotzdem voll. Etwa 140 Bürger wollten sich informieren. Die entlarvende Ansage von Helmut Demel dazu:
"Es sind eh nur die da, die gegen das Projekt sind"
Kritikunfähig und Vorverurteilung der Bürger? Anscheinend kann sich unser (noch) Bürgermeister nicht vorstellen, dass es Bürger gibt, die gerne über wichtige Projekte informiert sein möchten.
Wer Information will ist schon per se ein Gegner?
Diese Einstellung erklärt allerdings viele andere Erlebnisse mit der Stadt Miltenberg. Folgerichtig gab es auch keine klare Aussage zu weiteren Bürgerinformationen. Auch der Vorschlag, doch die Bürger zu befragen, wurde strikt abgelehnt.
Das Highlight, wie schon bei der Präsentation im Stadtrat. Architekt Klaus Kehrbaum. Und das ist jetzt als ehrliche Anerkennung gemeint, weder ironisch, noch sarkastisch. Der Mann ist aus meiner Sicht absolut Klasse. Wenn unser Stadtrat in der Lage wäre zu fomulieren was er will, der Mann könnte und würde liefern.
Sein Vortrag war überzeugend. Wenn Helmut Demel ihm nicht immer wieder mit ausschweifenden aber inhaltslosen Ausführungen in die Parade gefahren wäre, hätten möglicherweise alle Bürger ohne weitere Kritik glücklich den Saal verlassen.
Wird Miltenberg ein neues Hotel bekommen?
Meine Meinung, die Chance geht gegen Null.
Wie hat Architekt Kehrbaum das Problem verbal elegant gelöst? Wir müssen im Vertrag eine Formulierung finden ...! Dabei geht es darum, dass der Investor machen kann was er will. Wird kein Betreiber gefunden, bauen wir halt was anderes. Das ist wie folgt zu verstehen:
Auf keinen Fall darf der Investor in der Pflicht sein.
Womöglich noch Schadenersatz oder Vertragsstrafen?
Ist doch nicht das Problem des Lieferanten, wenn er nicht liefern kann.
So wie der Investor unseren Stadtrat im Griff hat, wird dann halt das gebaut, wofür gerade ein Mietvertrag da ist. Noch eine Billigkiste für Klamotten? Die Fläche würde sogar für einen Primark ausreichen. Das allerdings wäre dann ein Alleinstellungsmerkmal für Miltenberg.
Wo liegt die Ursache des Problems? Ganz klar wieder mal bei unserem Stadtrat und seinem Bürgermeister. Es werden die falschen Leute beauftragt. Mit der Aussage, wir suchen einen Betreiber bei den großen Ketten sind wir exakt bei der Einfallslosigkeit wie bei den billigen Kisten für das Fachmarktzentrum.
Große Ketten wie beispielsweise Accor nach Miltenberg zu bringen, ist auf der einen Seite einfallslos, auf der anderen Seite zum Scheitern verurteilt. Nicht weit von uns kann man sehen, wie es laufen könnte:
- In Amorbach hat die Fürstenfamilie ein Hotel in Betrieb genommen. Große Kette? Bekannter Betreiber?
- In Niedernberg wächst das Seehotel, ein Kleinod als Vorbild für Miltenberg? Große Kette? Bekannter Betreiber?
- In Wertheim hat ein lokaler Investor vor vielen Jahren die Bestenheider Stuben gebaut.
In allen drei Fällen gäbe es nichts, wären die Verantwortlichen auf die Suche nach einem großen bekannten Betreiber gegangen. Einfalls- und Ideenlosigkeit in Miltenberg führen auch hier mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Fiasko.
Auch für Miltenberg gäbe es möglicherweise einen lokalen Investor, aber den sucht man erst gar nicht. Vielleicht könnte sich ja der Eigentümer des Seehotels einen zweiten Standort vorstellen? In anderen Regionen schaffen sich Hotels aus der Innenstadt einen zweiten Standort, um wachsen zu können.
Meine Aufforderung an den Stadtrat: Macht Bürgermeister und Investor Beine. Kein Projekt ohne Hotel!
Architekt Kehrbaum betont immer wieder, der Stadtrat hat das Heft in der Hand. Vielleicht tut er das ja auch mit dem Hintergedanken, hoffentlich wachen die irgendwann mal auf, bevor die Activ-Group alles vehunzt hat.