Bauabteilung und Stadrat scheinen unfähig, eigenständig Bauvorhaben zu konzipieren.
Wo andere einfach den geeigneten Architekt aussuchen, diesen Vorschläge machen lassen, und dann planen, werden sinnfreie Wettbewerbe veranstaltet.
Einer davon beschädigt die Finanzen für viele Jahre, der zweite landet in der Mülltonne, der dritte bringt die Bürger und Geschäftsleute auf die Barrikaden. Der vierte wird für eine völlig triviales Projekt veranstaltet.
Wozu also? Kann man es selbst nicht?
Oder möchte man sich einfach nur als Gernegroß in Komissionen produzieren, die über viele schöne Vorschläge entscheiden dürfen?
Das Ergebnis? Viel Schein, wenig Sein? Brauchen wir neue Mülleimer? Mit einem Wettbewerb finden wir bestimmt die besten (und teuersten) Designerstücke.
Alter Bahnhof - Ein Investorenwettbewerb mit einem unsinnigen Ergebnis, das Bürger und Geschäftsleute gleichermaßen auf die Barrikaden bringt
In Bürgstadt wurden diese Woche zwei neue Läden eröffnet. Ein Klamottenladen von KIK, und ein Schuhladen von QUICK. Ein dritter Laden, geheimnisvoll nur Non-Food genannt, wird in Kürze dazu gebaut.
Das alles in sehr kurzer Zeit, ohne einen Wettbewerb? Wie geht denn das? Unsere Miltenberger Strategen haben einen großartigen Investorenwettbewerb veranstaltet, als Ergebnis soll unter anderem gebaut werden
- Ein KIK
- Ein Schuhladen (Quick?)
Jetzt fragt sich natürlich der unqualifizierte Bürger, warum hat es für dieses wegweisende Ergebnis einen aufwendigen, möglicherweise teuren, und vor allem zeitaufwendigen Wettbewerb gebraucht? Ein von der Stadt bezahltes Gutachten hat vor Jahren schon ergeben, dass ein Hotel sinnvoll ist. Auch dafür hätte es keinen Investorenwettbewerb gebraucht.
Dass Wohnungen gebraucht werden, pfeifen die Spatzen seit langem von den Dächern. Dass die Lage direkt am Main dafür wie geschaffen ist, hätte unser Bürgermeister und jeder einzelne Stadtrat mit etwas Nachdenken doch auch erkennen können. Aber nein, dazu braucht es in Miltenberg einen Investorenwettbewerb.
Wie man jetzt in der Zeitung lesen kann, weicht die aktuelle Planung deutlich vom Ergebnis des Wettbewerbs ab, was das ganze Verfahren noch absurder macht.
Kindertagesstätte - alle bauen, wir machen erst mal einen Wettbewerb
Die Bürgstädter haben diese Woche den Startschuss für die eine Kita-Erweiterung gegeben. Es wurde ein Architekt beauftragt, dieser hat Entwürfe vorgestellt, der Gemeinderat hat diese begutachtet und dann ausgewählt.
In Miltenberg soll es auch einen neuen Kindergarten geben. Aber einfach machen geht natürlich nicht. Was brauchen wir? Natürlich einen Wettbewerb, kostet Zeit, und vor allem Geld, denn es werden Preisgelder vergeben.
"Im Gegensatz zur Planung, mit der das Büro Bez und Kock den Architektenwettbewerb gewonnen hatte, hätten sich einige Änderungen ergeben ,.." kann man dann im Bote nachlesen. Auch hier, wozu der Wettbewerb, wenn dann doch was anderes gebaut wird?
Übrigens plant auch Amorbach einen neuen Kindergarten, ganz ohne Wettbewerb, die können das also auch?
Umbau und Erweiterung Grundschule - Wettbewerbsergebnis für die Mülltonne
Für den Umbau und die Erweiterung der Grundschule hat sich Miltenberg, Sie ahnen es schon, auch einen Wettbewerb gegönnt. Das Ergebnis war schön, alle waren begeistert, nur bezahlbar war es nicht. Das haben aber weder die Preisrichter, noch unsere Räte gemerkt. Erst die Regierung von Unterfranken hat dann kühl erklärt, diese Traumtänzereien bezahlen wir nicht. Die Planung kam in die Mülltonne, jetzt geht es bei Null wieder los. Die Preisgelder sollten nur für umsetzbare Vorschläge fließen, werden die jetzt zurückgefordert?
Übrigens hat der Landkreis in den letzten Jahren reihenweise Schulen saniert, ganz ohne Wettbewerbe. Das geht also auch. Warum bittet Miltenberg nicht einfach beim Kreis um Hilfe, anstatt einen teuren Wettbewerbe zu starten, dessen Ergebnis dann in der Mülltonne landet?
Museumsdepot - Größenwahn mit Folgen
Unsere Stadträte wurden mit einem Projektvolumen von 3,8 Mio bei Zuschüssen von 75% gelockt. Dann hat man, Sie ahnen es schon, einen Wettbewerb gestartet. Bevor eine genauere Planung vorlag und die Zuschüsse bestätigt waren, hat man erst mal blauäugig eine satte Million verbraten. Dann kamen die richtigen Zahlen auf den Tisch. Der Entwurf aus dem Wettbewerb sollte 9,5 Millionen kosten, die Zuschüsse betrugen nur um die vier Millionen.
Aus einer Million für das Stadtsäckel wurden über Nacht mehr als fünf Millionen. Eigentlich nicht bezahlbar. Ob die Räte dann von der Pracht des Siegerentwurfs geblendet waren, oder einfach nur gewohnheitsmäßig an der falschen Stelle die Hand gehoben haben, kann ich nicht sagen.
Das Ding wurde gebaut, und der Architekt konnte stolz verkünden, er hatte noch nie einen Bauherrn mit einem so hohen Qualitätsbewustsein, es wurde an nichts gespart. Trotz des finanziellen Desasters wurden keine Abstriche gemacht, jedweder Luxus wurde durchgewunken.
Wenn Helmut Demel dann in einer öffentlichen Stadtratssitzung anmerkt, wir haben gelernt, dass es Zuschüsse nur auf die zuschussfähigen Kosten gibt, nicht auf alles, geht einem Bürger das Messer in der Tasche auf. Denn diese Tatsache ist so alt, wie es Zuschüsse gibt. Das lernt ein Kämmerer wahrscheinlich im ersten Lehrjahr.
Bürgermeister Helmut Demel war vor Amtsantritt 24 Jahre Stadtrat, Cornelius Faust als Bewerber um das Amt, ist seit 20 Jahren Stadtrat. Wie kann man so lange Stadtrat sein, ohne derart elementare Dinge zu wissen? Was sagt das über die Qualifikation für das Bürgermeisteramt aus?