In der letzten Sitzung des Stadtrates wurde ausführlich über die Planung zur alten Grundschule informiert.
Die Stadt hat Planungen erstellt, und bei der Regierung von Unterfranken vorgelegt. Aus der prognostizierten Bevölkerungs- und Schülerentwicklung ergibt sich der Bedarf für eine vierzügige Schule. Darauf beruht die vorliegende Planung. Aktuell hängt es an der Freigabe der Regierung von Unterfranken.
Einzige oder wichtigste offene Frage dabei, wird der Bedarf für eine vierzügige Schule anerkannt? Oder kommt man dort zu der Meinung, eine dreizügige reicht.
Vierzügig bedeutet, je Jahrgangsstufe vier Klassen, in Summe also 16 Klassen. Bei einer Prognose von 373 Schülern bedeutet das über 23 Schüler je Klasse? Vorgabe für Klassenbildung in bayerischen Grundschulen im Jahr 2016/2017: Untergrenze 13, Obergrenze 28 Schüler.
Die Planung ist so weit fortgeschritten, dass ein übersichtlicher Bauzeitenplan mit Kosten präsentiert werden konnte. Danach gibt es fünf Bauphasen:
1. Phase 03/2022 bis 06/2024 Kosten 8,1 Mio Abriss und Neubau an Wolfram-von-Eschenbach-Straße
2. Phase 09/2023 bis 06/2025 Kosten 2,1 Mio Sanierung Gebäude 1 Am Thorwengert
3. Phase 06/2024 bis 08/2026 Kosten 2,2 Mio Sanierung Gebäude 2 Am Thorwengert
4. Phase 06/2025 bis 08/2027 Kosten 3,8 Mio Sanierung Gebäude 3 Am Thorwengert
5. Phase 08/2027 bis 08/2029 Kosten 1,8 Mio Turnhalle
Gesamtkosten 18,0 Millionen, nach vorsichtiger Planung bei den Zuschüssen muss die Stadt davon 13,8 Millonen aufbringen. Wenn es mit den Zuschüssen besser läuft, etwas weniger. Diskutiert wurde über die Möglichkeit, die Bauzeit zu verkürzen. Nicht unrealistisch scheint es, die Arbeiten an der Turnhalle parallel zu den Arbeiten am Thorwengert durchzuführen, Damit würde das Gesamtprojekt zwei Jahre früher abgeschlossen.
Warum wird das nicht im Internet veröffentlicht?
Präsentiert wurden schöne Übersichten zu Zahlen, Zeiträumen und Skizzen des Objektes. Insgesamt nur vier bis fünf Blätter. Dazu noch eine Übersicht aller anstehenden Bebauungspläne und die der Regierung vorgelegte Planung zur Einwohner- und Schülerentwicklung.
Gesehen haben dies aber nur die 10-15 anwesenden Bürger. Warum stellt man diese Information nicht allen im Netz zur Verfügung? Kostet nichts, und tut auch nicht weh.
Zumal der Sitzungsaal kaum mehr Besucher verkraftet, und nicht für solche Präsentationen eingerichtet ist. Auch hier muss eine Veränderung stattfinden. Die Besucher sitzen mit dem Rücken an der Wand, auf der die Informationen präsentiert werden. Man kann einer Präsentation kaum folgen.
Gleiches gilt übrigens für die Präsentation zum Projekt im Klostergaren vor ein paar Monaten. Interessiert sicher auch viele Bürger, ist aber nicht im Internet sichtbar.
Was bedeutet das Projekt für die Finanzen der Stadt?
Der Eigenanteil beläuft sich auf 13,8 Millionen, die in den Jahren 2020 bis 2029 anfallen. Das sind 10 Jahre. Im Durchschnitt sind also 1,4 Millionen pro Jahr zu stemmen.
Die freie Finanzspanne der Stadt liegt bei jährlich 1,0 bis 1,5 Millionen. Das ist der Betrag, den die Stadt für Investitionen in allen Bereichen zur Verfügung hat. Unter Investitionen fallen auch Instandhaltungen, beispielsweise für Straßen und Gebäude. Die freien Mittel werden künftig durch den Schuldendienst für die wachsende Verschuldung geschmälert. Nimmt man optimistisch 1,5 Millionen als Basis, bedeutet dieses Projekt:
- Die gesamte Finanzkraft der Stadt Miltenberg wird in den nächsten 10 Jahren für die Sanierung der Grundschule gebraucht.
- Alle anderen Vorhaben können nur durch die Aufnahme von Schulden finanziert werden
Angesichts weiterer Großprojekte wie Kindergartensanierung, Neubau im Klostergarten und nicht zu vergessen die Feuerwehrhäuser, kommt da eine gewaltige Schuldenlast auf uns zu. Wenn denn überhaupt alles zu stemmen ist. Denn die freie Finansspanne schmilzt sehr schnell zusammen, wenn die Wirtschaft mal wieder etwas schlechter läuft.
Unter diesem Gesichtspunkt finde ich, alles was nicht unbedingt notwendig ist, gehört auf den Prüfstand. Möglicherweise werden wir den Schnellschuss bei der Freibadsanierung, den schönen neuen Radweg über die Mud und ein paar andere Dinge noch bereuen.
Prognose zur Entwicklung der Einwohner
Nach den Prognosen soll die Einwohnerzahl der Stadt bis 2029 um 1.200 auf 10.600 steigen. In der Zeitung konnte man lesen, das geschieht auf Grund der Baulandentwicklung. So wurde es auch präsentiert. Wir schaffen Möglichkeiten, dann wächst Miltenberg.
Der Umkehrschluss daraus ist nicht ganz so schmeichelhaft für die Stadt. Die Einwohnerzahl hat in den letzten 10 Jahren stagniert bzw. war rückläufig. Das war dann wohl der fehlenden Baulandentwicklung geschuldet. Wir haben keine Möglichkeiten geschaffen, also schrumpft Miltenberg?
Ich hoffe, auch in Bezug auf die Finanzen der Stadt, dass die neue Prognose eintritt. Denn die Berechnungen des statistischen Landesamtes Bayern sehen etwas anders aus. Abzurufen unter Demographischer Wandel in Bayern. Dort werden folgende Zahlen präsentiert:
Die Einwohnerzahl im Landkreis Miltenberg soll
von 128.800 im Jahr 2018 auf 126.300 im Jahr 2029 sinken, ein Rückgang von 2.500 Einwohnern
Die Einwohnerzahl in der Stadt Miltenberg soll
von 9.300 im Jahr 2018 auf 9.100 im Jahr 2029 sinken, ein Rückgang von 200 Einwohnern